Pflegerinnen und Pfleger reden Klartext
Am 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflege. Die Pflege ist seit Beginn der Corona-Pandemie wieder stärker im Blick der Öffentlichkeit und der Politik. Probleme wie Personalmangel, Bürokratie, Kosten der Pflege und angemessene Vergütung sind aber schon lange Thema. Und ein Teil dieser Probleme hat sich in mehr als einem Jahr verstärkt – sagen die, die das im Alltag erleben.
Pflegerinnen und Pfleger, die mit Hingabe und Begeisterung ihren Beruf in einer stationären oder ambulanten Einrichtung der Altenhilfe ausüben, sprechen in selbst produzierten Videos von ihren Erfahrungen der letzten Monate. Es sind ganz subjektive und unmittelbare Reflexionen eines Alltags im Mansfelder Land, in Gotha, in Magdeburg, in Saalfeld oder im Kyffhäuserkreis, der gleichsam beglückend und bedrückend erlebt wird. Es sind Einzelberichte und Einzelstimmen, die in der Zusammenschau deutlich vermitteln, dass das System Pflege grundlegende Änderungen braucht. „Das Problem ist nicht das Virus.“ „Wir müssen uns auch mal erholen können. Aber das scheint auch 2021 in weiter Ferne.“ „Wir hatten keine Unterstützung – es ist traurig.“ „Wir haben zusammengehalten!“ „Es wird immer mehr: der Personalmangel und die Bürokratie.“ „Wir brauchen keinen Applaus, sondern ein verbessertes Pflegesystem.“ „Bitte, bitte: Tut etwas!“
Die in der Bundesregierung geplante Pflegereform setzt viele Ankündigungen nur mangelhaft um. „Bessere Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte dürfen nicht zur finanziellen Bedrohung für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen werden. Hier wird eine Schwäche gegen die andere ausgespielt. Eine Pflegereform muss gute Pflege, Wertschätzung für den Beruf und soziale Sicherheit für Pflegebedürftige gleichsam im Blick haben. Zu Recht haben aber derzeit vor allem Pflegerinnen und Pfleger in der Altenhilfe den Eindruck, dass die Lösung an ihrem persönlichen Einsatz hängt.“, sagt Oberkirchenrat Christoph Stolte, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Mitteldeutschland. „Deshalb wollen wir zum Tag der Pflege den Macherinnen und Machern Gehör verschaffen. Wer diesen Dienst in den letzten Monaten so durchgehalten hat, darf auch mal drastisch formulieren. Da liegen Lust und Frust ganz dicht beieinander. Ich bin sehr dankbar für diese Offenheit und Klarheit in den Videobeiträgen.“ Die im letzten Jahr gestiegene Zahl der Pflegekräfte in den Krankenhäusern ist ein Anfang der Mut macht. Für die Altenpflege ist in den ambulanten und stationären Einrichtungen eine deutliche Verbesserung noch nicht erkennbar. „Vielleicht helfen unsere aktuellen Debatten, dass hier eine Langzeitwirkung eintritt.“, hofft Christoph Stolte.
23 Pflegerinnen und Pfleger aus Diakonie-Altenhilfeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt und Thüringen kommen in einem 15-minütigen Youtube-Video „Klartext statt Klatschen“ zu Wort. Mitarbeitende der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg haben zusätzlich einen Gruppenbeitrag eingespielt.