Bilder einer vergangenen Zeit
Welches Bild von alten Menschen oder Menschen mit Behinderungen hat sich uns eingeprägt? Und wie ist es durch entsprechende Darstellungen beeinflusst? Wer das im Berliner Lukasverlag neu erschienene Buch von Dr. Ursula Röper in die Hand nimmt, wird feststellen, wie sich die Bilder innerhalb von 30 Jahren gewandelt haben.
Die Fotografen Barbara Köppe, Harald Hauswald, Detlev Hauchwitz, Dietmar Riemann, Eckhard Sturz und Reinhard Winkelmann dokumentierten in den 1970er und 1980er Jahren den Alltag in diakonischen Einrichtungen in der DDR. Bis auf Riemann waren sie von der Diakonie beziehungsweise von einzelnen Einrichtungen beauftragt worden, um Bildmaterial für die Öffentlichkeitsarbeit oder Belege des desolaten Gebäudezustands für Spendenaktionen im Westen vorlegen zu können.
Porträts der in den Häusern betreuten Menschen mit Behinderungen oder alten, pflegebedürftigen Personen und der oft aufopferungsvollen Mitarbeiter waren in diesen Aufträgen nicht vorgesehen, wurden aber von den Fotografen für wichtig erachtet. Sie schufen beeindruckende Aufnahmen, die von Würde und menschlicher Zuneigung in einer unwirtlichen Umgebung erzählen und zugleich einen Gegenentwurf zum propagierten Bild der sozialistischen Gesellschaft darstellten. Einige dieser Fotos wurden noch nie öffentlich gezeigt.
Die Bilder entstanden auch in Einrichtungen in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Unter anderem in Brumby (die Bewohner dort leben heute in Wolmirstedt), in Neinstedt, in Halle, in Mechterstädt (bei Gotha) und in Quittelsdorf (Nähe Rudolstadt).
In den Archiven der Diakonie und den Privatarchiven der Fotografen lagern bis heute unzählige solcher Fotografien, die in ihrer künstlerischen Qualität noch nicht gewürdigt worden sind. Die in Berlin lebende Religionswissenschaftlerin, Ausstellungskuratorin und Publizistin Ursula Röper legt mit diesem Buch der Öffentlichkeit eine erste Auswahl dieser "Kunst der Nächstenliebe" vor.