Besuch in Landesaufnahmestelle
Was mal der Speiseraum war, ist jetzt vollgestellt mit Matratzen auf dem Boden, einem Tisch, ein paar Stühlen und einem Wäscheständer. Im früheren Fernsehraum und in einem Schulungsraum das gleiche Bild. Frauen sitzen auf den Matratzen, streicheln ihre kleinen Kinder in einen unruhigen Schlaf. Es gibt kein Privatleben, es gibt keine Ruhe. Die Thüringer Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge und Asylbewerber in Eisenberg ist überfüllt, schrecklich überfüllt. Mehr als 500 Menschen sind hier untergebracht.
Täglich kommen neue Busse an, meist ohne Vorankündigung, manchmal mitten in der Nacht. Dann müssen Matratzen auf Fluren ausgelegt werden. Natürlich wurden Wohncontainer aufgestellt, Verwaltungsräume in Schlafquartiere umgewandelt. Doch das reicht schon lange nicht mehr.
„Es ist ja offensichtlich, dass Thüringen neue Aufnahmestellen braucht,“ sagt Diethard Kamm, EKM-Regionalbischof in der Propstei Gera-Weimar, „aber die Frage ist auch: Wie gehen wir mit den Menschen heute und unter diesen Umständen um?“ Und da zeigen sich Kamm und Diakoniechef Eberhard Grüneberg im Gespräch mit Flüchtlingen geschockt. Grüneberg: „Die medizinische Versorgung ist unzureichend und manchmal dramatisch schlecht, das Essen wird bemängelt, mögliche Formen der Selbsthilfe werden behindert – ich habe heute alarmierende Berichte hören müssen.“ Der stellvertretende Landesbischof Kamm und Diakoniechef Grüneberg besuchten gestern gemeinsam erst die Landesaufnahmestelle und danach das Café International in einer Beratungsstelle der Diakonie Ostthüringen. Begleitet wurden die beiden von Asylberaterin Sabine Djimakong und Andrea Dittrich, der Leiterin der Migrationsberatung in der Diakonie Ostthüringen.
Diakonie und Landeskirche wollen an den drängenden Fragen dranbleiben, selbst weiter zu Hilfen und Engagement aufrufen und die staatlichen Stellen unterstützen. „Wir müssen aber auch die Landesregierung und das Landesverwaltungsamt ermahnen, dass eine Willkommenskultur sich auch im Verwaltungshandeln und in der Überwachung der bestehenden Regeln zeigen muss“, sagt Eberhard Grüneberg.