Gewalt an Frauen - ein Tabuthema im Gespräch

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Birgit Schwab-Nitsche
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(25. November 2017) Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Gewalt an Frauen – ein Tabuthema im Gespräch
Heute, am 25. November 2017, ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Ein Thema, das in unserer Gesellschaft häufig noch Tabu und trotzdem aktuell und präsent ist.
Gewalt kann verschiedene Formen annehmen und tritt oft in der Beziehung oder Familie auf. Neben körperlichen Gewalt und Bedrohung mit Waffengewalt sind Frauen auch von psychischer, emotionaler und ökonomischer Gewalt (z.B. Entzug des Geldes), sowie von Freiheitsentzug betroffen. Das berichtet Madlen Merten, Koordinatorin im Frauenhaus Erfurt.

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Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen (Foto: Diakonie Deutschland)

„Für die Frauen hat das natürlich neben körperlichen Folgen, also den Verletzungen an sich, auch indirekte körperliche Folgen psychosomatischer Art, zum Beispiel Essstörungen die sich entwickeln können, aber auch psychischer Art, wie Depressionen.“ Betroffene Frauen sind außerdem oft sozial isoliert, Kontakte werden seltener gepflegt oder sind verboten worden. Innerhalb der Familie ist Gewalt häufig ein Tabuthema und betroffene Frauen bekommen nur selten Unterstützung von Familienmitgliedern. Auch für Kinder betroffener Familien hat die Gewalt schwerwiegende Folgen: eine verzögerte Entwicklung ist möglich oder dass das Verhalten der Eltern von Kindern im späteren Leben gespiegelt und wiederholt wird.

Welche Hilfe gibt es bei Gewalt an Frauen?
Es gibt verschiedene Anlaufstellen in Sachsen-Anhalt und Thüringen, die Hilfe leisten können: Frauenhäuser, Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Frauenberatungsstellen. Die passende Einrichtung in Ihrer Nähe finden Sie hier.
Im Frauenhaus Erfurt beispielsweise können Frauen mit und ohne Kindern Zuflucht erhalten und dort mit Unterstützung ihren weiteren Lebensweg planen. Neben Schutz- und Sicherheitskonzepten geht es hier auch um die rechtliche Beratung in Bezug auf Kontakt- und Näherungsverbote, die weitere Wohnsituation, den Erwerb des Lebensunterhalts und weitere Fragen für ein selbstbestimmtes Leben.
Anonymität und Sicherheit sind entscheidend. Die Adressen der Frauenhäuser in Mitteldeutschland sind anonym, Beratungstermine können telefonisch so gelegt werden, dass Täter davon keine Kenntnis erhalten. „Trotzdem die Frauen zu ermutigen, sich zu melden in einem günstigen Moment. Wir schauen dann zusammen, wie können Sie hier die Hilfe in Anspruch nehmen, ohne das der Partner das erfährt.“ so Merten.

Wie kann man selbst Unterstützung leisten?
Wenn der Verdacht der Gewalt im eigenen Umfeld, z. B. im Bekanntenkreis oder der Nachbarschaft, auftritt, dann sollte man die betroffenen Frauen in einem Vieraugen-Gespräch direkt darauf ansprechen und Hilfe anbieten. „Die Situation auf jeden Fall ernst nehmen und die Frau ernst nehmen, sie auch zu stärken, sich Hilfe zu suchen, wenn sie das möchte und sie dabei zu unterstützen die Hilfe auch in Anspruch zu nehmen.“ ist der Rat von Madlen Merten. Das Thema anzusprechen ist der erste wichtige Schritt – gerade weil dieses noch immer oft tabuisiert wird. Bei lautstarken Nachbarschaftsstreits brauch es häufig die Intervention und es ist ratsam die Polizei einzuschalten. Diese vermitteln hier häufig den Kontakt zur Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt, die einen proaktiven Ansatz verfolgt: bei einem Fall häuslicher Gewalt bieten sie Beratung an um weitere Eskalationen wirksam zu vermeiden. Diese Möglichkeit ist besonders für Frauen, die nicht aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen oder in ein Frauenhaus gehen möchten, ein wichtiges Angebot.
Gewaltprävention in Beziehungen, die im Ungleichgewicht sind, ist ein wirksamer Ansatzpunkt um häusliche Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen. „Empowerment ist da ein wichtiges Stichwort. Also die Frauen zu bestärken, aus dieser Rolle, die vorgegeben zu sein scheint, auszubrechen.“ ist Madlen Merten überzeugt.

Hintergrundinformationen
Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen ist jedes Jahr am 25. November und rückt diese Problematik ins Blickfeld. In diakonischer Trägerschaft gibt es in Mitteldeutschland Frauenhäuser in Erfurt und in Sangerhausen, eine Interventionsstelle in Erfurt, sowie Beratungsstellen in Apolda, Greiz und Sonneberg mit angebundenen Schutzwohnungen. Im laufenden Jahr 2017 wurden bisher 134 Frauen und 132 Kinder durch diese Angebote unterstützt. Zusätzlich wurden 2.049 Beratungsgespräche in den ambulanten Beratungsstellen geführt.

Die Diakonie Mitteldeutschland arbeitet zur Bekämpfung von häuslicher und sexualisierter Gewalt in der Frauenhauskoordinierung (FHK) mit den anderen Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege zusammen. Eine aktuelle Pressemeldung der Diakonie Deutschland zum Thema Gewalt an Frauen finden sie hier.