07.08.2019

Wegbereiter und Begleiter von Format

Dr. Reinhard Turre - Verabschiedung aus dem Direktorenamt am 3.12.2004 in Magdeburg

Zum Tod von Dr. Reinhard Turre,
früherer Direktor der Diakonie in der Kirchenprovinz Sachsen

Am 5. August starb Dr. Reinhard Turre in Leipzig. Die Diakonie Mitteldeutschland trauert um einen wichtigen Wegbereiter und Leiter evangelischer Sozialer Arbeit.

Turre wurde am 26. Juli 1941 in einem Pfarrhaus in Mühlhausen in Thüringen geboren, wuchs im nahgelegenen Großengottern auf und studierte von 1960 bis 1965 in Halle und Berlin Theologie. Danach war er vier Jahre Inspektor (Hausleiter) im Reformierten Konvikt in Halle, promovierte 1969 an der Martin-Luther-Universität. Er heiratete im selben Jahr und ging für sechs Jahre ins Pfarramt in Roitzsch bei Bitterfeld.

1975 bis 1991 war er Rektor des Diakoniewerks in Halle. Der Vater von vier Kindern nahm neben dem Rektorenamt die wissenschaftliche Arbeit wieder auf, lehrte an der theologischen Fakultät und veröffentlichte 1989 seine Habilitationsschrift „Diakonik“, inzwischen ein Standardwerk zur Grundlage und Gestaltung der Diakonie.

Turre arbeitete in der Wendezeit am Runden Tisch für den Bezirk Halle mit und war maßgeblich am Aufbau der Wohlfahrts-Landschaft in Sachsen-Anhalt beteiligt. 1991 bis 2004 war Turre Direktor der Diakonie der Evangelischen Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen. Er hat die Fusion der Diakonischen Werke in Anhalt, der Kirchenprovinz Sachsen und Thüringen entscheidend vorangebracht. Wenige Monate nach dem Fusionsbeschluss der drei evangelischen Sozialverbände wurde Reinhard Turre im Dezember 2004 in Magdeburg in den Ruhestand verabschiedet.

turre_impulstag_2009_627.pngTurre blieb auch danach in der evangelischen Sozialarbeit und in der Lehre aktiv. Er arbeitete noch einige Jahre in der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt und in der Sozialkammer der EKD mit und unterrichtete Theologiestudenten an der Uni Leipzig.

„Reinhard Turre war für die Diakonie in Ostdeutschland und für die evangelische Soziale Arbeit in ganz Deutschland eine herausragende Persönlichkeit, ein Wegbereiter und Begleiter von Format. “, sagt Oberkirchenrat Christoph Stolte, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Mitteldeutschland und damit ein Nachfolger Turres in der Leitungsposition der Diakonie. „Er war Visionär und Pragmatiker in einer Person, kannte die Aufgaben der praktischen Nächstenliebe genauso gut, wie die eher abstrakten Verhandlungsmechanismen in der Sozialpolitik. Er hat beides zusammen gesehen und konnte die verschiedenen Aufgaben ebenso gut reflektieren, wie die sehr unterschiedlichen Bedingungen in Zeiten der DDR und in Zeiten des Aufbruchs nach 1990. Wir alle haben enorm von seinem Wissen, seinen Erfahrungen, seinem Weitblick, seinem Glaubensmut und seiner Menschlichkeit profitiert. Wir werden ihn vermissen, aber wir wissen ihn aufgehoben in der Gnade Gottes. Unsere Gedanken und Gebete sind bei seiner Familie.“

Die Trauerfeier zum Abschied von Dr. Reinhard Turre findet am Donnerstag, den 15. August, um 11 Uhr in der Universitätskirche in Leipzig statt.