“Sucht ist nichts Charakterliches. Sucht ist eine Krankheit.”

Ein Blick in die Suchtberatung im Altenburger Land

„Niemand nimmt sich vor, abhängig zu werden – doch aus den unterschiedlichsten Gründen können Menschen in diese belastende Situation geraten.“ Mit diesen Worten beginnt das Leitbild der diakonischen Suchtberatungsstelle Altenburger Land. Anlässlich des Tags der Suchtberatung geben wir einen Einblick in dieses wichtige Arbeitsfeld, aktuelle Entwicklungen im Umgang mit Süchten und die persönlichen Herausforderungen Betroffener. Dafür haben wir mit dem Suchtberater Florian Engelbrecht gesprochen.

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Wie entstehen Süchte? Die Aufklärung über Verhaltensmuster und körperliche Prozesse ist ein wichtiger Teil der Arbeit von Suchtberater Florian Engelbrecht. (Foto: Diakonie Mitteldeutschland)

Einladend und zugewandt – jedem Stigma entgegengestellt

Die Altenburger Suchtberatungsstelle, betrieben von der diakonischen HORIZONTE gGmbH, befindet sich in einem ansehnlichen Haus aus der Gründerzeit in der Altstadt von Altenburg.

Seit mehr als 30 Jahren sind die Mitarbeitenden dort für suchtkranke Menschen der rettende Anker in der Not. Zwischen 350 und 450 Fälle werden dort jedes Jahr betreut. Hinter jedem Fall stehen ein oder mehrere Menschen mit ihren Schicksalen, Beweggründen und persönlichen Herausforderungen. Die Süchte sind dabei vielfältig. Dazu gehört der schädliche Konsum von Substanzen wie Alkohol, illegalen Drogen, Medikamenten und Tabak. Auch verhaltensbezogene Süchte spielen eine große Rolle: Glücksspiel, Gaming- und Social-Media-Sucht, Essstörungen, Shopping- oder Pornographie-Sucht. In den hellen und freundlichen Räumen der Suchtberatung in Altenburg sind alle Menschen willkommen, die mit einem solchen Problem zu kämpfen haben. Sie werden von einem Mitarbeitenden aus dem sechsköpfigen Team empfangen, das verschiedene Expertisen vereint: Suchttherapie, Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Psychologie und Prävention.

Besucherinnen und Besucher der Beratungsstelle haben entweder selbst ein problematisches Verhalten bei sich festgestellt oder sie sind Angehörige, Freunde oder Bekannte von Menschen, bei denen ein Suchtproblem vermutet wird. Ein großer Teil der suchtkranken Besucherinnen und Besucher sind in der Vergangenheit straffällig geworden und haben das Aufsuchen der Beratungsstelle als Auflage durch einen Gerichtsbeschluss erhalten. Einige sind vom Jugendamt oder dem Jobcenter zur Suchtberatung geschickt worden. Der größte Teil der Klientinnen und Klienten hat sich aber selbst dazu entschieden, Hilfe zu suchen.

„Wir versuchen ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen,“ beschreibt Florian Engelbrecht seine Arbeit und die des Teams in der Beratungsstelle. Vorurteilsfrei, wertschätzend und emphatisch gehen sie auf die Anliegen und Fragen der Menschen ein, die Hilfe oder Rat suchen. Die gesetzliche Schweigepflicht ist garantiert. Auch anonyme Beratungen sind möglich. So wird jedem Menschen Raum gegeben, die eigenen Ängste und Nöte zu beschreiben, ohne Konsequenzen aus dem Gespräch fürchten zu müssen.

Wie arbeitet die Beratungsstelle?

„Ich glaube viele Menschen brauchen sehr lange um überhaupt den Schritt zu gehen. Also für sich selbst einzugestehen, dass vielleicht eine Problematik vorliegt,“ beschreibt Florian Engelbrecht das innere Ringen vieler Betroffener, die nur unter größter Mühe den Weg in die Beratungsstelle gefunden haben. Florian Engelbrecht, Suchtberater und derzeit Leiter der Beratungsstelle, ist seit 2007 in diesem Arbeitsfeld aktiv. Dabei hat er Erfahrungen in einer Tagesstätte, im ambulant betreuten Wohnen und in einem Begegnungstreff für psychisch Erkrankte und Menschen mit Suchterfahrung gesammelt.

Mit einem Lächeln begrüßt Engelbrecht neue Klientinnen und Klienten, die die Beratungsstelle aufsuchen und erkundigt sich zunächst nach dem Anlass des Besuches. „Wir versuchen, wenn jemand einen Termin mit uns vereinbart, erst einmal abzuklopfen, was die Motivation für den Besuch ist“, erläutert Florian Engelbrecht den Einstieg in die Beratung. Im Anschluss werden Datenschutz und Schweigepflicht besprochen, bevor es zugewandt und emphatisch an die eigentliche Suchtberatung geht. Hier stehen zu erarbeitende Ziele im Fokus, die im gemeinsamen Gespräch definiert werden.

Viele suchtkranke Menschen scheuen den Gang in die Beratungsstelle und suchen zunächst Kontakt per Mail oder Telefon. (Foto: Diakonie Mitteldeutschland)

Das kann zum Beispiel eine schrittweise Reduzierung des Konsums sein. In regelmäßigen Gesprächen wird dann ausgewertet, ob diese Teilziele erreicht wurden oder woran es gescheitert ist. Bei einem Scheitern wird der Weg in eine Entgiftung beraten.

Neben den Einzel- gibt es auch Gruppengespräche, in denen darüber aufgeklärt wird, wie sich Drogen zusammensetzen und wirken und es wird über die individuelle Gesundheitsförderung gesprochen. Auf psychologischer Ebene werden die Ursachen der Sucht ergründet. In der Suchtberatungsstelle in Altenburg gibt es im Team dafür einen Experten: „Wir haben auch einen Psychologen mit an Bord,“ sagt Florian Engelbrecht und betont, wie wichtig es ist, dass Menschen verschiedener Professionen in der Suchtberatung zusammenarbeiten. So kann den Klientinnen und Klienten optimal geholfen werden. Neben oder nach der Beratung werden die Menschen dann gegebenenfalls in weitere Hilfsangebote vermittelt, zum Beispiel zu Therapieangeboten oder in eine Klinik. Neben vollstationären Suchtkliniken gibt es auch Tagesbetreuungen, die suchtkranke Menschen zeitweise unterstützen.

Im Einzelgespräch mit Klientinnen und Klienten werden die Motivation besprochen und gemeinsame Ziele definiert. (Foto: yacobchuk /shutterstock.com)

Die Vernetzung mit anderen Einrichtungen und Organisationen im Landkreis ist wichtig. Denn oft haben Klientinnen und Klienten nicht nur ein Suchtproblem, sondern sind mit weiteren Herausforderungen konfrontiert – die teilweise auch Auslöser der Sucht sind. So pflegt die Horizonte Suchtberatungsstelle Kontakte zu Schuldnerberatungen, zum Jugendamt, zur Bewährungshilfe und weiteren Netzwerkpartnern, wie zum Beispiel der Klinik für Psychiatrie Altenburg, die von der Evangelischen Lukasstiftung betrieben wird. Teilweise werden Fälle mit diesen Einrichtungen gemeinsam besprochen um eine gute Lösung im Sinne der Klientin oder des Klienten zu finden.

Die Gespräche in der Suchtberatung beschränken sich dabei nicht allein auf die Sucht an sich. In vielen Sitzungen kommen weitere Themen auf den Tisch, die die Menschen belasten: Wohnungssuche, finanzielle Probleme, Paarkonflikte, Familienkonflikte oder schlicht die Herausforderung, den Alltag zu strukturieren. Der Grat von der reinen Suchtberatung hin zur allgemeinen Lebensberatung ist schmal und die Verweise und die Vermittlung zu anderen Unterstützungsangeboten wichtig. Oft sind die Suchtberatungsstellen nur die erste Anlaufstelle bei der Lösung einer Kette vieler individueller Probleme.

Wieso kommen Menschen in die Suchtberatung?

„Da gibt es eigentlich keine Grenzen: Menschen kommen wegen jeglicher substanzgebundenen Süchte, aber auch Verhaltenssüchte,“ sagt Florian Engelbrecht. Den häufigsten Fall bildet das Alkoholproblem, das die Hälfte aller Beratungen in Altenburg ausmacht. Auch die Drogen Chrystal Meth und Cannabis sind Stoffe, die Menschen in die Suchtberatung führen. Verschiedene weitere synthetische Drogen spielen – wenn auch eher im kleinen Rahmen – ebenfalls eine Rolle. Auch das Rauchen und sogenannte „Vapen“, also das Rauchen von E-Zigaretten, ist für die eine oder den anderen zur Sucht geworden.

Dem Gang in die Beratungsstelle geht in vielen Fällen ein Schlüsselmoment voraus, der den Menschen den Anstoß gibt, Hilfe zu suchen. „Gestern hatte ich zum ersten Mal eine Klientin bei mir, die ist gestürzt unter Alkoholeinfluss und wurde dann vom Notarzt in die Klinik gefahren. Sie hat sich dann einen Arzt zur Seite genommen und gesagt: Das darf nie wieder passieren,“ verdeutlicht Florian Engelbrecht an einem Beispiel, wie so ein einschneidendes Erlebnis bei den Menschen zu einem Überdenken ihres Konsums führen kann.

Gerade die universelle Verfügbarkeit von Alkohol in Deutschland ist aus Sicht des Suchtberaters ein Problem: „Alkohol ist immer verfügbar, zu jeder Tag- und Nachtzeit.“ Alkoholprobleme entwickeln sich im Vergleich mit anderen Suchterkrankungen über viele Jahre, teilweise Jahrzehnte hinweg bis zu einem Punkt, an dem der Ausstieg besonders schwerfällt. „Unsere Menschen mit Alkoholproblemen haben einen höheren Altersdurchschnitt als die Menschen mit einem Cannabisproblem,“ sagt Florian Engelbrecht. Alkoholkranke Menschen in der Altenburger Suchtberatung sind in der Regel älter als 35 Jahre. Klientinnen und Klienten mit einem Cannabisproblem sind dagegen im Schnitt zwischen 20 und 40 Jahre alt.

Neben Schlüsselmomenten sind es oft Menschen im Umfeld, die den Stein des Anstoßes für eine Beratung legen können, wie zum Beispiel der Vermieter, Freunde oder Kolleginnen und Kollegen. Viele Betroffene bauen sich eine Fassade auf um die Sucht vor dem Umfeld zu verbergen. Die Gedanken drehen sich fast nur noch um die Stoffbeschaffung oder die Befriedigung des Suchtbedürfnisses sowie das Verwischen der Spuren. Das nimmt einen großen Raum im Kopf von Suchterkrankten ein – für anderes bleibt wenig Platz. Das führt bei vielen zu Selbstzweifeln, Schuldgefühlen, Selbstmitleid bis hin zu schwerwiegenden psychischen Problemen. Verstärkt wird das bei vielen Betroffenen durch eine Selbstisolation. Sie ziehen sich von Bekannten und Freunden zurück, damit die Sucht nicht bemerkt wird. Dieses Verhalten verstärkt dann wiederrum oft das Bedürfnis, die Sucht befriedigen zu wollen und erhöht den Konsum – ein Teufelskreis.

Welche neue Rolle nimmt Cannabis aktuell ein?

„Cannabis ist eine typische Droge, die man irgendwann im Jugendalter versucht und vielleicht auch länger konsumiert,“ beschreibt Florian Engelbrecht den Einstieg in den Cannabiskonsum. „Nicht jeder, der einen Cannabiskonsum oder -gebrauch hat, hat auch die Diagnose Abhängigkeit oder Missbrauch,“ räumt er mit einem Vorurteil auf. Der Anteil der Menschen, die mit einem reinen Cannabisproblem zur Suchtberatung kommen, ist gering. Lediglich 70 Fälle hatte die Beratungsstelle im Jahr 2023 mit der Hauptdiagnose des problematischen Cannabiskonsums. Doch ist die Quote des Mischkonsums hoch. Das bedeutet, dass Betroffene verschiedene Substanzen wie Cannabis und Alkohol oder Cannabis und Chrystal Meth zusammen konsumieren. 2023 hatte die Beratungsstelle 126 Fälle dieser Art.

Die teilweise Legalisierung von Cannabis stellt die Suchtberatung vor neue Herausforderungen. (Foto: Diakonie Mitteldeutschland)

Menschen, die Cannabis konsumieren, suchen die Beratungsstelle häufig dann auf, wenn Sie in die Kriminalisierung geraten sind. Das heißt, dass Ihnen der illegale Handel, Besitz oder Konsum von Cannabis nachgewiesen wurde und sie so mit dem Gesetz in Konflikt kamen. Das führt bei einigen Menschen zu einem Umdenken und dem Aufsuchen von Hilfsangeboten. Oft sind es auch Angehörige, die die Konsumierenden dazu bewegen, Hilfe anzunehmen.

Wohin die Entwicklung im Umgang mit Cannabis geht, ist in der Beratungsstelle noch unklar. Viele Fragen – gerade rechtliche Fragen – sind noch offen und sorgen für Unsicherheit. „Ich finde es erst einmal schön, dass das Thema in die Öffentlichkeit kommt und diskutiert wird.“ Diese öffentlichen Debatten sollen den Gesetzgeber in die Pflicht nehmen, rechtliche Klarheit zu schaffen und offene Fragen zu beantworten, hofft Florian Engelbrecht.

Prävention und Sicherheit – Schlüssel des Erfolgs

Was sich der Suchtberater vor allem wünscht ist, dass aktuelle Diskussionen rund um den Cannabiskonsum dazu führen, dass auch der Umgang mit anderen Drogen reflektiert und diskutiert wird. In manchen Kommunen gibt es noch kein Alkoholverbot auf Spielplätzen und direkt vor Schulen oder in unmittelbarer Nähe darf geraucht werden. Florian Engelbrecht: „Das sind legale Substanzen, die konsumiert werden und teilweise natürlich auch zu einem Rausch führen, Kinder und Jugendliche gefährden und die natürlich auch einen hohen marktwirtschaftlichen Schaden verursachen können. Warum gibt es da eine Trennung? Das verstehe ich nicht.”

Außerdem braucht es gutes Handwerkszeug für Schulsozialarbeit, Streetwork und andere Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe, damit junge Heranwachsende mündig auf das Thema Drogenkonsum vorbereitet werden können. So können sie bessere Entscheidungen treffen, die sie nicht gefährden. Das gilt besonders auch für den Umgang mit Cannabis. „Kinder und Jugendliche sind im Entwicklungsprozess, der durch Cannabis erheblich gestört werden kann,“ warnt Florian Engelbrecht. Es kann zu Entwicklungsverzögerungen kommen und zu einem ungesunden Umgang mit Impulsen und Gefühlen. Das kann sich oft durch das ganze Leben ziehen. Florian Engelbrecht berichtet von einem Klienten, der im Alter von 13 bis 15 Jahren massiv Cannabis konsumiert hat und auch Jahre später noch mit seiner Impulskontrolle kämpft.

Zu gutem Handwerkszeug gehört, dass Kinder und Jugendliche die Wirkungen und Nebenwirkungen der Drogen kennen und auch deren langfristige Auswirkungen. „Ich habe das Gefühl, dass sich viele Kinder und Jugendliche zu dem Thema nicht informieren,“ beschreibt Engelbrecht. Das ist besonders bei jungen Menschen ein Problem, die Substanzen ohne Kenntnis der Wirkung konsumieren. Deswegen ist es wichtig, dass auch Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe zur Suchtprävention geschult werden und junge Menschen auf Wirkungen und Gefahren von Drogen hinweisen können.

Auf allen Ebenen ist es dem Suchtberater wichtig, Stigmatisierungen abzubauen von denen Suchterkrankte betroffen sind. Besonders die Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis waren davon bisher stark betroffen. Florian Engelbrecht hofft, dass sich Beratungsgespräche zu Cannabis jetzt mehr um die Substanz an sich und das Therapeutische drehen können und weniger um rechtliche Fragen bewegen müssen. Das würde vielleicht auch jene Menschen in die Beratungsstelle führen, die den Weg aufgrund der Illegalität der Substanz bisher vermieden haben. „Es wäre gut, wenn man sich auf seine Suchtthemen konzentrieren kann und nicht darauf, ob man eine Geldstrafe zahlen, ob man in das Gefängnis gehen muss.“ Gleichzeitig muss der Gesetzgeber aktiv werden und an verschiedenen Stellen nachbessern. Das betrifft zum Beispiel ein Rauchverbot, auch von Cannabis, in Fahrzeugen, in denen sich Minderjährige oder Schwangere aufhalten.

Daneben regt Florian Engelbrecht den Ausbau des „Drug-Checking“ an. Aller Legalisierung zum Trotz erwartet er, dass der Schwarzmarkt für Cannabis weiter bestehen bleibt. Hier wird die Droge oft mit anderen Substanzen gestreckt, wie Blei, Chrystal Meth oder sogar Rattengift. Das Druck-Checking ermöglicht es Konsumierenden, ihr Cannabis oder auch andere Drogen auf Beimischungen anderer Substanzen überprüfen zu lassen. Das könnte die Zahl der Folgeschäden und Todesopfer durch Vergiftungen deutlich reduzieren.

„Sucht ist nichts Charakterliches. Sucht ist eine Krankheit.“

Der Weg aus der Sucht ist sehr lang und beschwerlich. „Rückfälle sind dafür da, an sich zu wachsen. Es ist eher die Regel rückfällig zu werden, als abstinent zu leben. Das gehört zum Krankheitsbild einfach dazu,“ beschreibt Florian Engelbrecht den langen Kampf aus der Sucht in ein abstinentes Leben. Wichtig ist es für Betroffene, das eigene Verhalten zu reflektieren, Auslöser zu identifizieren und alternative Bewältigungsstrategien für schwierige Lebens- und Alltagssituationen zu finden.

Ein Spaziergang an der frischen Luft zum Beispiel hilft zum Sortieren der Gedanken. So ist man beschäftigt und vom Konsum abgelenkt und hat gleichzeitig die Möglichkeit, Handlungen und Gespräche nach schwierigen Situationen zu durchdenken ohne in Impulsaktionen zu verfallen. Oft ist auch schlicht Langeweile ein Auslöser für den Konsum, der man mit Aktivität begegnen kann. Dazu gehört es, Reize zu schaffen. Musik hören, ein großes Glas Wasser trinken, die Hände beschäftigen. In seltenen Fällen helfen auch sanfte Schmerzreize. „Es gibt Menschen, die haben einen Schnipsgummi um das Handgelenk. Es geht darum, sich einem intensiven Reiz auszusetzen und das Gehirn abzulenken in dem Moment,“ sagt Florian Engelbrecht über die Bewältigung des sogenannten Suchtdrucks.

Neben mehr Bewegung helfen Hobbys und soziale Kontakte in einer Krisensituation zurechtzukommen. „Viele Abhängige haben das Problem, in den Rückzug zu gehen und zu versuchen, das mit sich selbst auszumachen und sich keine Hilfe einzufordern“. Zum Glück gibt es engagierte Suchtberaterinnen und Suchtberater, wie das Team in Altenburg, die dabei unterstützen können.

Hintergrund: Die Suchtberatungsstelle Altenburger Land wird betrieben von der diakonischen Horizonte gGmbH und befindet sich in der Zeitzer Straße 14 in Altenburg. Die Einrichtung bietet verschiedene Leistungen an rund um die Aufklärung über Suchtmittel, Gefahren einer Sucht und die Gesundheitsförderung, klärt auf über Konsummuster und hilft dabei, diese zu besprechen, zu stabilisieren und zu reduzieren. Darüber hinaus werden Ursachen für Suchtverhalten besprochen und Wege zu einer Therapie erarbeitet und suchtkranke Menschen in der Nachsorge begleitet. Auch die Begleitung von Krisen und Rückfällen ist Teil der Arbeit der Beratungsstelle. Betroffene finden dort einen Raum, ihre Alltagsprobleme zu kommunizieren, Zieldefinitionen zu erarbeiten und Perspektiven zu entwickeln. Die gut vernetzte Beratungsstelle hilft auch bei der Vermittlung an begleitende Dienste weiter. Weitere Informationen finden Sie unter www.horizonte-altenburg.de