Was Mitarbeiter schon immer mal fragen wollten...

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Christoph Victor
Bereichsleiter Theologie

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Wie wird „Diakonie“ im Arbeitsalltag gelebt? Wie kann man Mitarbeitenden diakonische Werte vermitteln und was ist eigentlich diakonisch? Welche Rolle spielt der Glaube? Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich die Bildungsinitiative der Diakonie Mitteldeutschland.

Werkstattgespräche, Praktikertreffen und Weiterbildungen im Rahmen der Bildungsinitiative haben gezeigt, dass die Frage „Was ist diakonisch?“ komplexere Antworten erfordert, als nur die Entwicklung eines Leitbildes und die Klärung des Selbstverständnisses zum Glauben.

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Die Diakonie ist die Lebens- uns Wesensäußerung der Evangelischen Kirche und im christlichen Glaube tief verwurzelt. (Foto: Archiv)

Mehr als nur ein Leitbild
Der sehr abstrakte Begriff des Diakonischen Profils beschreibt nicht einfach nur den „Markenwert“, der zur „Verkaufsförderung“ des Angebotes diakonischer Einrichtungen dient. Das diakonische Profil ist ein Selbstverständnis, im besten Fall erkennbar auf allen Ebenen einer Einrichtung. Durch dieses Selbstverständnis wird die eigene Identität im Arbeitsablauf bestimmt und das Handeln und die Leistungserbringung beeinflusst. Ganz konkret gibt das diakonische Profil den Mitarbeitenden Antworten auf Fragen, wie: Welche Rolle spielt der Glaube in meiner täglichen Arbeit? An welchen Wertvorstellungen orientiere ich mich? Wie verhalte ich mich gegenüber Klienten und Kollegen? Wie kann ich die Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde vor Ort gestalten? …
Der Prozess der Profilentwicklung ist sehr dynamisch, Antworten auf diese Fragen variieren und werden auf den einzelnen Organisationsebenen entwickelt und reflektiert. Die Bildungsinitiative mit ihren Veranstaltungen liefert hier notwendige Gesprächs- und Austauschformate.

Was sind diakonische Werte?
Fragt man einzelne Mitarbeitende nach wichtigen Werten der Diakonie, erhält man vor allem folgende Antworten: Nächstenliebe und Toleranz, emphatischer Umgang miteinander, Verständnis und Menschlichkeit, Wertschätzung, aber auch Verantwortung und Entscheidungskompetenz. Die Ausgestaltung dieser Werte in der Praxis kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Das reicht vom Verständnis des Vorgesetzten gegenüber einem Mitarbeiter in einer schwierigen persönlichen Situation bis hin zur gelebten Toleranz der Mitarbeiter im Austausch mit Menschen anderer Kulturen, Länder und Religionen in der eigenen Einrichtung.

Religiöse Toleranz ist ein wichtiges Thema. Gerade in Sachsen-Anhalt und Thüringen gehören viele Mitarbeiter diakonischer Einrichtungen keiner Kirche oder Religion an. Eine gleichwertige Beteiligung aller Mitarbeitenden und die Verständigung auf eine gemeinsame Wertebasis wird zur spannenden Herausforderung.

Die Dienstgemeinschaft als Zentrum diakonischer Arbeit
Das Diakonische Profil als Kompass und Orientierung ist nur ein Teil dessen, was in den Augen der Mitarbeitenden „diakonisch“ ist. Das Arbeiten in einer Dienstgemeinschaft bzw. das Entwickeln einer gemeinschaftlichen Perspektive gehören genauso dazu, wie das Zusammenspiel von Diakonie und Politik, beispielsweise beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Glaubensfragen und eigene Wertvorstellungen im Arbeitsalltag reflektieren, wie es zum Beispiel im Rahmen von Andachten der Fall ist, stellt ebenfalls ein wichtiges Wesensmerkmal für Diakonie dar.

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Die 2013 gegründete Bildungsinitiative „Wissen!Warum“ hat sich der Stärkung des diakonischen Profils und des Ausbaus der Zusammenarbeit von Diakonie und Kirche verschrieben (Foto: Archiv)

Die Werkstattgespräche und Praktikertreffen zu diesen Themen, wie zuletzt im Juli zur Entwicklung von Angeboten diakonischer Kultur in Apolda, setzen wichtige Impulse für Einrichtungen, Fachkräfte und Mitarbeitende. Bei dieser bundesweiten Veranstaltungsreihe der FAKD wird das Thema diakonischer Bildung und Profilentwicklung immer wieder in das Spannungsfeld der praktischen Arbeit gesetzt. Und im Zusammenhang mit technologischen, demografischen, sozialen und politischen Herausforderungen betrachtet. Bestehende Antworten kommen wieder auf den Prüfstand, neue Fragen werden gestellt. Die Bildungsinitiative als dynamischer Rahmen begleitet diesen Prozess und geht immer wieder neu der Frage nach, was eigentlich „diakonisch“ ist und wie diakonische Arbeit konkret in den Einrichtungen gestaltet werden kann. Vereinfacht geht es darum, dass „…Diakonie drin ist, wo auch Diakonie draufsteht!“, wie ein Teilnehmer der Veranstaltungen es treffend zusammenfasste.

Hintergrund: Die Bildungsinitiative „Wissen!Warum“ besteht seit Januar 2013 mit dem Ziel, das diakonische Profil zu stärken sowie fachlich geeignete Mitarbeitende zu gewinnen und weiter zu qualifizieren, die dem Glauben und der Kirche verbunden sind. Die Initiative verfolgt auch das Ziel, das Verhältnis von Kirche und Diakonie zu verbessern sowie das diakonische Wirken im säkularen Umfeld zu reflektieren und zu bewerten. Dazu wurden unterschiedliche Veranstaltungsformate und Netzwerke entwickelt. Das nächste Pilotprojekt unter dem Stichwort ""Diakonie heute" findet für Mitarbeitende der Altenhilfe vom 25. bis 27.09. im südthüringischen Brotterode statt.
In einer begleitenden wissenschaftlichen Untersuchung werden die Auswirkungen der Bildungsinitiative auf das Netzwerk der Diakonie ermittelt und ausgewertet.