Plätzchen und Plausch - Der Wärmewinter in Zörbig

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(22. Dezember 2022) Betritt man an einem Dienstagvormittag das Gemeindehaus in Zörbig, dann trifft man auf Kaffeegeruch, liebevoll gedeckte Tische und eine Vielzahl angeregter Gespräche. Gemeindepfarrer Oliver Behre hat mit Beginn des Advents die #Wärmewinter-Aktion "Kaffee im Warmen" gestartet. Immer dienstags zum Markttag sind die Menschen herzlich zu einem Getränk, Kuchen und einem guten Gespräch eingeladen – egal, ob sie zur Gemeinde gehören oder nicht. Die Aktion #Wärmewinter will Türen öffnen, neue Begegnungsmöglichkeiten und Formen gelebter Nächstenliebe schaffen. Mehr zur gemeinsamen Aktion von Kirche und Diakonie erfahren Sie in unserem Blog.

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Seniorinnen und Senioren, engagierte aus der Kirchengemeinde oder aus dem Heimatverein, manchmal auch zufällige Besucherinnen und Besucher – die Kaffeetafel im Gemeindehaus ist bunt gemischt. (Foto: Diakonie Mitteldeutschland)

Es ist Dienstagvormittag, 11 Uhr, in der Kleinstadt Zörbig, die zwischen Halle (Saale) und Bitterfeld liegt. Es ist die Woche vor Heiligabend, das Wetter ist grau und regnerisch. Doch wie jeden Dienstag trotzen die Menschen in Zörbig dem ungemütlichen Wetter und nutzen den Markttag für ihre Einkäufe. Anschließend gehen einige weiter in das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde. Dort wird man warm empfangen und kann sich direkt an einen Kaffeetisch setzen, gegen eine kleine Spende Kaffee und Kuchen beim Aufwärmen genießen und mit anderen Menschen ins Gespräch kommen. Gerade die älteren Bewohnerinnen und Bewohner von Zörbig wissen das zu schätzen. Dazu sagt Pfarrer Oliver Behre: "Die Menschen kommen her, weil sie die Begegnung mit anderen suchen.“ Das Konzept geht auf, wie die gut besetzten Kaffeetafeln beweisen. Viele in Zörbig haben nur eine kleine Rente, doch sind finanzielle Notlagen eher die Ausnahme. Was die Menschen in das Pfarrhaus führt ist nicht die Kälte zuhause, sondern die Einsamkeit oder der Mangel an Begegnungen. Die Gruppen an den Tischen sind bunt zusammengewürfelt. Neben Rentnerinnen und Rentnern – mit und ohne Bezug zur Gemeinde – trifft man auch Ehrenamtliche oder auch mal ein Mitglied aus dem Heimatverein zum Gespräch. Zörbig hat nur etwas über 10.000 Einwohner. Die Engagierten der Stadt kennen sich und bauen Brücken.

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Besonders in der Adventszeit sind viele Menschen einsam. Die Menschen sehnen sich nach Begegnungen, tiefergehenden Gesprächen oder einfach nur nach einem kleinen Plausch. (Foto: Diakonie Mitteldeutschland)

Initiiert hat die Aktion „Kaffee im Warmen“ Gemeindepfarrer Oliver Behre. Er hat seit zwei Jahren die Pfarrstelle in Zörbig inne und ist noch für elf weitere Predigtstellen im Kreis Anhalt-Bitterfeld zuständig. Ohne ein gutes Netz aus ehrenamtlich engagierten Menschen wären Angebote wie das Begegnungskaffee gar nicht möglich. Dabei braucht es gerade diese Begegnungspunkte im ländlichen Raum dringend, wie der Andrang beweist. Gerade einmal zehn Prozent der Zörbiger sind konfessionell gebunden und trotzdem werden der Häkelkreis, der Seniorennachmittag oder der Besuchsdienst für mobilitätseingeschränkte Personen der Kirche sehr gut angenommen. Die Suche nach Gemeinschaft und das Bedürfnis nach Herzenswärme scheint bei vielen groß zu sein. Die Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation haben viele Menschen vor ernsthafte Probleme gestellt. Kommen dann noch Einsamkeit, Depressionen und das Gefühl des „Abgehängt seins“ dazu, wird es für die Betroffenen gerade in der Advents- und Weihnachtszeit besonders schlimm.

Eine regelmäßige Besucherin des Begegnungskaffees berichtet von einer Freundin, deren Mann demenzkrank und pflegebedürftig ist. Sie pflegt ihn liebevoll zuhause und zahlt dafür den Preis der Isolation, soziale Netze drohen abzureißen. Zum Glück hat sie jetzt wohl eine Tagespflege gefunden, die sie entlastet und ihr wieder die Zeit für Begegnungen gibt.

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Pfarrer Oliver Behre versucht die zahlreichen Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen, die nicht zur Gemeinde gehören und dennoch nach Begegnung, Zuwendung oder einem offenen Ohr suchen. (Foto: Diakonie Mitteldeutschland)

Zehn bis fünfzehn Gäste begrüßt das „Kaffee im Warmen“ jede Woche am Dienstag. Geplant ist, die Aktion zunächst bis Ostern fortzuführen. Wenn es weiterhin gut angenommen wird, dann soll es sogar bis zum Sommer weitergehen. Oliver Behre hofft, so auch Touristinnen und Touristen zu erreichen, die bei einem Besuch in Zörbig gern einen Blick in die Kirche werfen wollen. Finanziell unterstützt wird das Angebot aus Kirchen- und Spendenmitteln der Aktion #Wärmewinter. Die Kirchgemeinde Zörbig bekommt eine Förderung in Höhe von 1.500 Euro für die Energie- und Lebensmittelkosten. Das Geld stammt aus der Kirchensteuermehreinnahme, die auf der Grundlage der Energiekostenpauschale den Landeskirchen zugeflossen ist. Gern können Sie die #Wärmewinter-Aktionen aber auch mit Spenden und eigenem Engagement unterstützen.

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Der Handarbeitskreis ist ein Angebot der Kirchgemeinde, zu dem Menschen mit und ohne kirchliche Bindung zusammenkommen. Neben Häkelwaren werden so auch Beziehungen und Netzwerke geknüpft. (Foto: Diakonie Mitteldeutschland)

Hintergrund: Steigende Energiekosten, eine hohe Inflation, dazu die Unsicherheiten und Ängste im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg – viele Menschen erleben diesen Winter kalt und hart. Manche stehen finanziell soweit am Rand, dass ihre Existenz bedroht ist. Gleichzeitig nehmen lautstarke Proteste und Anfeindungen in unserer Gesellschaft zu. Die Aktion #Wärmewinter von Diakonie und Gemeinde will den Gegenpol bilden und der (sozialen) Kälte Nächstenliebe und Zuwendung entgegensetzen. Deswegen werden die Kirchensteuermehreinnahmen aus der Energiepauschale bewusst in die Finanzierung von Tafeln, Wärmestuben, Kleiderkammern und anderen Formen der Unterstützung investiert, damit den Menschen geholfen werden kann, deren Not in diesem Winter am größten ist. Weitere Informationen finden Sie unter www.waermewinter.de.